Warum es Portugal nicht wirklich gut geht
Während sich die Wirtschaft in der Tat erholt, lassen sich hinter dem Aufschwung des Landes doch noch verschiedenste Grauzonen erkennen.
Warum es Portugal nicht wirklich gut geht
Während sich die Wirtschaft in der Tat erholt, lassen sich hinter dem Aufschwung des Landes doch noch verschiedenste Grauzonen erkennen.
Portugal hat sich im Jahr 2014 von der 2010 nach der Krise geschaffenen Vormundschaft der europäischen Troika befreit. Seit November 2015 wird das Land von einer linken Regierung geführt. In den letzten Monaten gab es eine wachsende Zahl von Presseartikeln, welche die wirtschaftlichen Erfolge der Regierung lobten. Tatsächlich hat sich in Portugal – wie auch in anderen europäischen Ländern – in den letzten Jahren, eine Erholung vollzogen. Und die regierende Linke hat das Land verwaltet, ohne dass die öffentlichen Finanzen zu sehr darunter zu leiden hatten, oder es zu einem verstärkten Misstrauen der Kreditgeber gekommen wäre.
Um wirklich ehrlich zu sein, muss dennoch zugegeben werden, dass der Aufschwung in Portugal nichts Außergewöhnliches ist: Die wirtschaftliche und soziale Situation des Landes ist in vielerlei Hinsicht nach wie vor sehr schwierig. Und seine wirtschaftliche Entwicklung ähnelt durchaus der des benachbarten Spaniens, welches bis in die letzten Wochen von verhärteten Konservativen regiert wurde. Wagen wir eine Übersicht.
Die Bevölkerung verlässt weiterhin das Land
Seit 2008 verliert Portugal einen Teil seiner Bevölkerung. Diese Tendenz setzt sich auch weiterhin fort. Dies gilt vor allem für junge Menschen, und insbesondere für qualifizierte junge Menschen. Bisher ist es der linken Regierung nicht gelungen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten
Die Erwerbsbevölkerung schrumpft
Die Beschäftigung, die etwas weniger zurückgegangen war als im benachbarten Spanien, hat sich seit Ende 2012 und der Umsetzung der durchgreifenden Konjunkturmaßnahmen der Europäischen Zentralbank deutlich erholt. Allerdings ist die Geschwindigkeit dieser Entspannung dem iberischen Nachbarn sehr ähnlich.
Die Arbeitslosigkeit, die weniger stark gestiegen war als in Spanien, hat sich wieder unter das Niveau vor der Krise zurückentwickelt. Ein wesentlicher Teil dieses Rückgangs ist jedoch auf die Abnahme der Erwerbsbevölkerung zurückzuführen, die seit 2008 280.000 von insgesamt 5,6 Millionen Menschen verloren hat. Dieser Rückgang, ist mehr als doppelt so hoch wie der in Spanien.
Die Inlandsnachfrage erholt sich
Portugals Inlandsnachfrage hat sich ebenfalls deutlich erholt. Dennoch ist sie noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Krise. Das Tempo der Erholung unterscheidet sich nicht von jenem Spaniens.
Die Staatsverschuldung ist nach wie vor sehr hoch
Die Machtübernahme der Linken im Jahr 2015 hat noch keine deutliche Erholung der öffentlichen Ausgaben nach sich gezogen. Im Vergleich zu ihrem Vorkrisen-Niveau sind sie in Portugal aber stärker zurückgegangen als bisher in Spanien.
Die Staatsverschuldung ist in den letzten Jahren leicht zurückgegangen. Dennoch ist die Schuldenquote Portugals nach wie vor eine der höchsten in Europa – zusammen mit Italien und Griechenland. Und es besteht praktisch keine Chance, dass es dem Land gelingt, sie ohne einen teilweisen Schuldenerlass auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen.
Keine Verbesserung der Front der Löhne
Die portugiesischen Löhne, die mit der Krise bedeutsam gesunken waren – und zwar deutlich stärker als in Spanien –, erholen sich immer noch nicht.
Eine leichte Verbesserung der Ungleichheiten
Einer der positivsten Aspekte der portugiesischen Linken ist ein leichter Rückgang der Ungleichheiten, die sich mit der Krise verschärft hatten.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ja, Portugal geht es besser. Dennoch kann (leider) keine Rede von einem neuen Mekka der linken Politik sein…
https://www.alternatives-economiques.fr/portugal-ne-va-bien-quon-dit/00085780