Große Unterschiede bei der Geschlechterparität in Europas Parlamenten
Frauen in ganz Europa sind immer stärker vertreten in den Parlamenten. Doch während einige Länder diesbezüglich schon sehr weit sind, regieren in anderen noch immer vor allem Männer.
Große Unterschiede bei der Geschlechterparität in Europas Parlamenten
Frauen in ganz Europa sind immer stärker vertreten in den Parlamenten. Doch während einige Länder diesbezüglich schon sehr weit sind, regieren in anderen noch immer vor allem Männer.
Laut dem 2019 von der Europäischen Kommission veröffentlichten Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern in europäischen Parlamenten und Regierungen gibt es zwar Fortschritte, aber sie sind schleichend und dürfen nicht als selbstverständlich angesehen werden. Die Anzahl der weiblichen Abgeordneten variiert stark von Land zu Land, wobei einige Länder die 40 Prozent überschreiten, die die Europäische Kommission als Voraussetzung für ein geschlechterparitätisches Parlament ansieht. Aber es gibt auch andere Mitgliedsstaaten, die weit hinter diesem Ziel zurückbleiben.
Im Durchschnitt der 28 untersuchten europäischen Länder (27 Mitgliedsstaaten plus Großbritannien) sind nur 30,2 Prozent der Parlamentsmitglieder Frauen, während die restlichen 69,8 Prozent der Sitze von Männern besetzt sind. Die Repräsentation von Frauen in den Parlamenten ist damit auf einem Höchststand, dennoch besetzen Frauen noch immer nur drei von zehn Sitzen. Von 2004 bis 2018 haben Frauen kontinuierlich an Repräsentanz gewonnen, aber die Entwicklung ist schleppend. Durchschnittlich betrug der Anstieg der Frauenquote nur 0,58 Prozent pro Jahr. Das entspricht einem Gesamtanstieg von 8,1 Prozent in den letzten vier Jahren.
Die fünf Länder, in denen Frauen am stärksten in der Politik vertreten sind, sind Schweden, wo 46,7 Prozent der Parlamentssitze von Frauen besetzt sind, gefolgt von Finnland (41,5 Prozent), Spanien (41,4 Prozent), Belgien (37,3 Prozent) und Österreich (36,6 Prozent). Am anderen Ende des Gleichstellungsspektrums, das weit unter dem oben genannten Ziel von 40 Prozent liegt, befinden sich Ungarn mit nur 12,6 Prozent weiblichen Abgeordneten, gefolgt von Malta (14,5 Prozent), Zypern (18,2 Prozent) und Kroatien (20,5 Prozent).
Statistiken bezüglich nationaler Regierungen, in der die Geschlechterparität unter leitenden Ministern (Minister mit einem Sitz im Kabinett) untersucht wurden, zeigen Anzeichen einer Verbesserung seit 2004, wenn auch mit erheblichen Schwankungen von einem Jahr zum anderen. Dies war zu erwarten,weil die Zahlen deutlich geringer sind und sich im Vergleich zu den Parlamenten als Ganzes häufiger ändern können. Im Durchschnitt der 28 europäischen Länder stieg der Frauenanteil in leitenden Ministerämtern von 21,2 Prozent Ende 2004 auf 30,5 Prozent im Jahr 2018. Das ist die höchste jemals erreichte Quote.
Die fünf Länder mit dem ausgewogensten Geschlechterverhältnis unter leitenden Ministern sind Spanien mit einem Frauenanteil von 61,1 Prozent, gefolgt von Schweden (52,2 Prozent), Frankreich (48,6 Prozent), Deutschland (43,8 Prozent) und Dänemark (40,9 Prozent). Am anderen Ende der Geschlechterbalance befinden sich erneut Ungarn mit einem Anteil von nur 7,1 Prozent an weiblichen Ministern, gefolgt von Malta (13,3 Prozent), Litauen (13,3 Prozent), Zypern (16,7 Prozent) und Luxemburg (20 Prozent).
Mit Hilfe dieser Daten hat die Europäischen Kommission in ihrem Bericht nicht nur die Anzahl der Frauen unter hochrangigen Ministern analysiert, sondern auch ihre Verteilung innerhalb der verschiedenen Kabinette. Hier zeigt sich, dass 40,4 Prozent aller weiblichen Minister in Kabinetten mit soziokulturellen Funktionen zu finden sind, was Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Soziales, Arbeit, Familie, Kultur und Sport umfasst. Die Anzahl der männlichen leitenden Minister in diesen Bereichen beträgt nur 19,4 Prozent. In Kabinetten mit grundlegenden Funktionen (Außen- und Innenpolitik, Verteidigung und Justiz) sowie in Wirtschaftskabinetten (Finanzen, Handel, Industrie und Landwirtschaft) sind 65,9 Prozent der leitenden Minister Männer, verglichen mit 50,6 Prozent Frauen.