Das sind die erfolgreichsten Filme in Deutschland
Weniger Besucher, die großen Kassenerfolge lange her – gefühlt ist Kino in Deutschland unbeliebt. Aber stimmt das auch? Welches ist das cinephilste Bundesland? Und welche Filme liefen am besten? Der Überblick.
Das sind die erfolgreichsten Filme in Deutschland
Weniger Besucher, die großen Kassenerfolge lange her – gefühlt ist Kino in Deutschland unbeliebt. Aber stimmt das auch? Welches ist das cinephilste Bundesland? Und welche Filme liefen am besten? Der Überblick.
Krisenstimmung allenthalben – das gilt auch für die deutsche Filmbranche. Ein Besucherminus von 17 Prozent und auch ein Umsatzminus von 17 Prozent musste die hiesige Filmwirtschaft fürs erste Halbjahr 2018 vermelden. Das sind dramatische Zahlen, doch sie kommen nicht völlig unerwartet, denn ein Abwärtstrend bei den Zuschauerzahlen ist schon länger zu beobachten – genauso wie ein Schwund beim jüngeren Publikum.
Wie steht es also um die deutsche Filmlandschaft, sowohl im innerdeutschen als auch im europäischen Vergleich? Wer geht wo und wie oft ins Kino? Welche Filme sind in Deutschland die erfolgreichsten der vergangenen zwanzig Jahre? Wie schlägt sich der deutsche Film im Ausland? Sieben Statistiken geben Aufschluss.
Es kann nicht nur am Wetter liegen: Der Trend nach unten ist nachhaltiger, wie die Auswertung der Besucherzahlen an den Wochenenden seit Beginn 2017 zeigen. Ohne begleitende qualitative Forschung lässt sich allerdings nur spekulieren, warum der Kinobesuch zuletzt immer unattraktiver geworden ist. Die weiterhin wachsenden Angebote von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon dürften dabei in jedem Fall eine Rolle spielen. Das legt auch die sich wandelnde Altersstruktur des Publikums nahe.
Deutschland und seine Nachbarländer
Im europäischen Vergleich erscheint Deutschland alles andere als cinephil: Das Land der Kinogängerinnen und Kinogänger ist nach wie vor Frankreich, dicht gefolgt von Großbritannien. Im Schnitt kommen beide Länder jährlich auf knapp 2,8 Kinobesuche pro Einwohner. In Deutschland sind es nur 1,7.
Selbst bei den Blockbustern zeigt sich das deutsche Publikum verhalten. Auf mehr als eine Million Tickets pro Film kamen in den vergangenen 20 Jahren genau 725 Kinofilme in Deutschland. In Frankreich wurden im gleichen Zeitraum für rund 950 Filme mehr als eine Million Tickets gelöst.
Auch in Dänemark und der Schweiz gehen die Menschen häufiger ins Kino. Es gibt aber auch Nachbarländer, in denen der Pro-Kopf-Schnitt noch niedriger ist als in Deutschland: Die Niederlande und vor allem Tschechien und Polen kommen auf weniger Kinobesuche.
Die Zeiten, in denen die Menschen in Deutschland massenhaft ins Kino strömten, sind lang her. Gemessen an den Besucherzahlen war 2001 das erfolgreichste Jahr in Deutschland – mit knapp 178 Millionen verkauften Tickets. Das entspricht 2,2 Kinobesuchen pro Einwohner. Zu den beliebtesten Filmen zählte die deutsche Produktion “Der Schuh des Manitu”, gefolgt von der Verfilmung des ersten Romans der “Harry Potter”-Reihe. Beide Filme lockten jeweils über zehn Millionen Besucher in die Kinosäle.
Unterschiede zwischen den Bundesländern
Über dem gesamtdeutschen Schnitt – den rund 1,7 Kinobesuchen pro Kopf – liegen sechs Bundesländer. Allen voran die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Diese unterscheiden sich deutlich von den Flächenländern. Die Stadtstaaten kommen im Schnitt auf genauso viele Besuche wie die Kinoländer Frankreich und Großbritannien.
Neben den drei Stadtstaaten gehen die Menschen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen auch häufiger ins Kino als deutschlandweit üblich. Unter dem gesamtdeutschen Schnitt liegen Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Auf die wenigsten Kinobesuche pro Einwohner kommen aber überwiegend die neuen Bundesländer: Bis auf Mecklenburg-Vorpommern gehen die Menschen dort im Schnitt am wenigsten ins Kino. In Brandenburg gibt es die wenigsten Kinogänger. Auf 1,3 Kinobesuche pro Einwohner kommt das Bundesland im Osten Deutschlands. In Thüringen sieht es ähnlich aus.
Ticketpreise steigen
1998 zahlten Kinobesucher in Deutschland umgerechnet noch 5,50 Euro pro Film. Im Jahr 2002, dem Jahr als der Euro eingeführt wurde, stieg der durchschnittliche Ticketpreis leicht. Im darauffolgenden Jahr ging der Preis wieder etwas nach unten. Dann kam es im Jahr 2009 zu einem deutlichen Anstieg.
Dieser Sprung lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass 3D-Filme beliebter wurden: Im Jahr 2009 erreichten 3D-Filme wie “Avatar” und “Ice Age 3” erstmals ein Millionenpublikum. Insgesamt stiegen die Ticketpreise kontinuierlich. Im vergangenen Jahr lag der Durchschnittspreis bei 8,63 Euro pro Kinofilm.
Erfolgreichste Filme in Deutschland
US-amerikanische Produktionen dominieren den deutschen Kinomarkt. Von den hundert beliebtesten Filmen der vergangenen 20 Jahre stammt jeder Zweite aus Amerika. Auf rund 311,3 Millionen Besucher kommen die Produktionen. Doch gemessen an den Zuschauern pro Film sind es im Schnitt nur 5,7 Millionen. Deutsche Produktionen schaffen es unter den Top 100 auf durchschnittlich über 6,6 Millionen Besucher pro Film, Koproduktionen ignoriert.
Die Hitliste der Kinofilme führt “Titanic” an: Seit 1998 wurden knapp 18,8 Millionen Tickets an deutschen Kinokassen verkauft. Unter die zehn beliebtesten Filme schaffen es nur zwei Filme, die in den vergangenen zehn Jahren produziert wurden: der Science-Fiction-Film “Avatar” und die französische Produktion “Ziemlich beste Freunde”.
Die zehn Millionen-Marke knackten in deutschen Kinos nur sieben Produktionen – darunter alle Teile der Filmtrilogie “Der Herr der Ringe”.
In etwa jeder zehnte Film stammt allein aus Deutschland. Regisseur Michael “Bully” Herbig ist gleich mit drei besucherstarken Filmen unter den Top 100 vertreten: Mit seiner Westernparodie “Der Schuh des Manitu” schafft er es auf den vierten Platz. Auch seine Komödie “(T)Raumschiff Surprise” ist unter den zehn meistbesuchten Kinofilmen. Gemessen an den Besuchern pro Film gehört Herbig zu den beliebtesten Regisseuren in Deutschland – und spielt damit in einer Liga mit Regisseuren wie Peter Jackson (“Der Herr der Ringe”) und Carlos Saldanha (“Ice Age”).
Deutsche Filme im Ausland
Die meisten deutschen Produktionen laufen in schweizerischen Kinos. In den vergangenen 20 Jahren wurden dort rund 530 verschiedene Filme gezeigt. Mit insgesamt 11,4 Millionen Besuchern kommen deutsche Produktionen dort auf einen Marktanteil von rund vier Prozent. Nirgendwo im Ausland sind deutsche Filme damit beliebter als in der Schweiz. Insgesamt 24 Filme erreichten jeweils mehr als 100.000 Zuschauer. Auch Frankreich liegt bei über 20 Filmen. In gleich drei Ländern, nämlich Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden, war “Das Leben der Anderen” die erfolgreichste deutsche Produktion der vergangenen 20 Jahre.
Woher kommen die Daten?
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle sammelt und veröffentlicht Zahlen von Kinobesuchern in Europa. Die Daten stammen aus verschiedenen nationalen Quellen und sind über eine Online-Datenbank zugänglich. Für die vergangenen 20 Jahre liegen für zwölf Länder nahezu vollständige Daten vor.
Die Daten für Deutschland sind in dieser Datenbank unvollständig. Daher haben wir auf zusätzliche Daten der Filmförderungsanstalt (FFA) zurückgegriffen. Sie veröffentlicht auf ihrer Website unter anderem jährliche Besucherzahlen und den Umsatz. Die Daten liegen auch gegliedert nach Bundesländern vor. Die Marktdaten erhält die FFA von Kinobetreibern und Filmverleihern.
Insgesamt wurden für die Analyse acht Länder ausgewählt: Großbritannien, Deutschland und die Nachbarländer Dänemark, Polen, Tschechien, die Schweiz, Frankreich und die Niederlande. Analysiert wurden alle Filme, die seit 1998 in den Kinos dieser Länder gezeigt wurden. Die Einwohnerzahlen der Länder stammen vom Statistischen Amt der Europäischen Union .