Armutsrisiko sinkt in Rumänien und Bulgarien
In den letzten zehn Jahren haben sich die Lebensbedingungen in den östlichen EU-Ländern erheblich verbessert. Anderswo sieht es allerdings nicht so glänzend aus.
Armutsrisiko sinkt in Rumänien und Bulgarien
In den letzten zehn Jahren haben sich die Lebensbedingungen in den östlichen EU-Ländern erheblich verbessert. Anderswo sieht es allerdings nicht so glänzend aus.
Der EU-Beitritt ermöglicht es einem Mitgliedstaat, die Lebensbedingungen seiner Bürger zu verbessern, insbesondere der weniger wohlhabenden. Dies scheinen die jüngsten Daten zum Armutsrisiko und zur sozialen Ausgrenzung in Europa zu bestätigen. Sie beleuchten, inwieweit die am stärksten benachteiligten Klassen am nationalen Wohlstand beteiligt werden. Dabei handelt es sich um einen alternativen Parameter im Verhältnis zum Pro-Kopf-BIP, der lediglich den durchschnittlichen Wohlstand der Einwohner eines Landes beschreibt, ohne etwas über die tatsächliche Verteilung dieses Wohlstands zu sagen. Dabei kann es in der Tat vorkommen, dass das Einkommenswachstum nur einen Teil der Bevölkerung betrifft und einem anderen Teil der Bevölkerung vorenthalten bleibt.
Den von Eurostat veröffentlichten Zahlen zufolge sind Bulgarien und Rumänien die EU-Mitgliedstaaten mit dem höchsten Prozentsatz von Menschen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Allerdings gehören sie aber auch zu den Ländern, in denen dieser Anteil im letzten Jahrzehnt am stärksten zurückgegangen ist. Das gilt auch für Polen und Lettland. In einigen europäischen Ländern – wie Italien und Griechenland – hat die Armut ganz im Gegenteil zugenommen. Betrachtet man die EU als Ganzes, ist der Prozentsatz der gefährdeten Bevölkerung im Vergleich zu jenem von vor zehn Jahren gleich geblieben. Der EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens im Jahr 2007 scheint daher zu einer wirklichen Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Einwohner geführt zu haben. Zumindest teilweise haben sie sich dem übrigen Europa angenähert.
In diesen beiden Ländern wurde der gleiche Konvergenzprozess auf nationaler Ebene beobachtet. Im Jahr 2007 gab es in Rumänien Regionen mit einem Armutsrisiko von 33 Prozent oder gar 57 Prozent. Seither hat sich der Abstand zwischen diesen beiden Extremen auf 17 Prozent verringert. Eine ähnliche Entwicklung ist in Bulgarien zu verzeichnen. Allerdings gibt es nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen. In Rumänien ist das Armutsrisiko im Südosten des Landes und in der Umgebung von Timisoara weniger stark gesunken. Die bulgarischen Regionen, in denen das Armutsrisiko am stärksten zurückgegangen ist, sind die Oblaste Russe und Weliko Tarnowo sowie die südöstliche Region um Burgas sind.
Darüber hinaus verdeutlichen die Eurostat-Zahlen auch inwieweit die Entwicklung der Armut und der sozialen Ausgrenzung vom städtischen oder ländlichen Charakter der verschiedenen Regionen Europas abhängig ist. Sowohl in Rumänien als auch in Bulgarien ist das Armutsrisiko in den Städten nur halb so hoch wie in den ländlichen Gebieten, wo es nach wie vor die Mehrheit der Bevölkerung betrifft. Außerdem ist das Risiko in den letzten Jahren in städtischen Gebieten stärker zurückgegangen als auf dem Land (im ländlichen Bulgarien ist es sogar leicht angestiegen). Dieses Phänomen betrifft jedoch weniger die beiden Hauptstädte als vielmehr die Provinzstädte wie Russe, Burgas, Cluj und Oradea.
Wo das Armutsrisiko sinkt