Irland und die Schweiz, die europäischen „Globalisierungs-Sieger“
Irland ist das am stärksten globalisierte europäische Land und die Schweiz ist das Land, das seit 1990 am meisten von der Globalisierung der Wirtschaft profitiert hat.
Schaut man sich den absoluten Anstieg des Pro-Kopf-BIP zwischen 1990 und 2016 an, erweist sich die Schweiz als „Globalisierungs-Sieger“. Das geht aus der jüngsten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor, die am Vorabend des G7 am 8. und 9. Juni in Charlevoix (Kanada) veröffentlicht wurde. Das erste EU-Land in der Rangliste ist Finnland. Das ist das Hauptergebnis des Globalisierungs-Berichts 2018, der die Auswirkungen der Globalisierung auf das Wirtschaftswachstum in 42 Ländern analysiert, die zusammen über 90 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen.
Die Spitzenplätze im Globalisierungsindex belegen Irland, die Niederlande und Belgien, mit anderen Worten die hoch entwickelten, gut vernetzten und relativ kleinen EU-Länder. Die übrigen Positionen in der Top-Ten-Liste besetzen ausschließlich Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Schweiz, die durch zahlreiche bilaterale Abkommen ebenfalls eng in die Strukturen des europäischen Binnenmarktes eingebunden sind. Auf sie folgen die größeren europäischen Länder wie Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien, während Italien auf Platz 23 liegt.
Insgesamt hat die globale Vernetzung in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten deutlich zugenommen. Dadurch ist der Median des Globalisierungsindex für alle 42 untersuchten Länder von 44 Punkten im Jahr 1990 auf 64 Punkte im Jahr 2016 gestiegen. In den 1990er Jahren war die Dynamik der Globalisierung besonders hoch, und erreichte Anfang der 2000er Jahre ihren Höhepunkt.
Vorgehensweise
Der Globalisierungsindex der Bertelsmann Stiftung, der eng mit dem etablierten KOF Globalisierungsindex verbunden ist, berücksichtigt die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Aspekte des weltweiten Netzwerks der Volkswirtschaften. Das Ranking eines Landes im Gesamtindex wird durch seine jeweilige Position in den drei Teilindizes Wirtschaft (Gewichtung: 60 Prozent), Soziales und Politik (Gewichtung: jeweils 20 Prozent) bestimmt. Der Subindex Wirtschaft liefert Indikatoren für grenzüberschreitende Verbindungen in den Bereichen Waren- und Dienstleistungsverkehr sowie Löhne und Kapitalströme. Die Transaktions-Messgrößen beinhalten sowohl Transaktions-Beschränkungen als auch Kapitalkontrollen. Die soziale Dimension umfasst unter anderem Indikatoren für kulturelle Nähe und persönliche Kontakte. Die politische Globalisierung spiegelt sich im dritten Teilindex wider, der Aspekte wie die Anzahl der internationalen Verträge oder die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen berücksichtigt. Die jeweilige Position in den Teilindizes zeigt, in welchen Kategorien die Länder besonders hohe oder niedrige Globalisierungswerte aufweisen.
Anhand der Indexdaten lässt sich feststellen, wie sich der Globalisierungsgrad einzelner Volkswirtschaften von 1990 bis 2016 verändert hat. Mit Hilfe von Regressionsanalysen lässt sich der Einfluss der Globalisierung auf das Wachstum der untersuchten Volkswirtschaften quantifizieren. Auf diese Art und Weise wird das Land mit dem höchsten globalisierungsbedingten Anstieg des Pro-Kopf-BIP – und damit der „Globalisierungs-Sieger“ – ermittelt.